24. Mai 2011

Unsere “Oldenburger Puppenkiste”

Kategorie: Götter, Welten, Wesenheiten — Martje @ 12:39

Da steht sie, frisch gewachst und bereit für neue Erlebnisse: Die Kiste! Asks und Emblas Kiste!
Sie gehört zwar schon fast ein Jahr zum Heidentheater, seit den Slawentagen in Oldenburg, aber hier wurde sie noch gar nicht vorgestellt, obwohl sie so eine tragende beziehungsweise bergende Rolle spielt. In dieser Kiste reisen Embla und Ask nämlich sicher und sanft zu den verschiedenen Märkten und Veranstaltungen. Der Korb, der ihnen vorher als Behausung diente, war ihnen doch zu gefährlich.

wikingerzeitliche Kiste aus Eibenholz mit Eisenbeschlägen

Das schöne Stück ist aus Eibenholz, wie passend! Es heißt bekanntlich, dass die neun Welten von einem immergrünen Weltenbaum zusammengehalten werden, und es spricht viel dafür, dass es sich bei diesem Baum um eine Eibe handelt. In einer Eibenholzkiste auf (Zeit-)Reise zu gehen, halten Ask und Embla daher für sehr sinnig, auch wenn sie nur Mittgard bereisen, die Welt der Menschen.

Die beiden sind ebenfalls der festen Meinung, dass es keinen inspirierenderen Platz gibt, um Ideen für Ihre Auftritte zu bekommen, als den in ihrer schönen Eibenholztruhe. Die immergrüne Eibe ist schließlich durch ihre Beziehung zu einem Gott mit der Dichtkunst verbunden. In der nordischen Mythologie gibt es sowohl den vergötterten Dichter Bragi als auch Odin, der als “Hangatýr”, als Hängegott, neun Nächte am windigen Weltenbaum hing, um die Runen aufzunehmen. Und der runenkundige und verwandlungsfähige Odin hat viel mit der Kunst des Wortes zu tun: Er ist es nämlich, der den sagenhaften Skaldenmet “Odrörir” aus dem Berg des Riesen Suttungr raubt. Der Genuss dieses berauschenden Tranks verleiht dichterische Fähigkeiten. Da bei der wilden Jagd, durch die Odin den Met zu den Göttern nach Asgard bringt, auch einige Tropfen danebenfallen, gibt es auch außerhalb Asgards einige Wortkünstler, sogar ganz kleine ohne Füße… :-)

alter Kupferkessel mit Metflaschen und Holzschild

21. Februar 2011

Das Biikebrennen – uralter Brauch oder Wunschheidentum?

Kategorie: Heidentum und Kultiges — Martje @ 10:35

In Nordfriesland werden regelmäßig am 21. Februar zur Biike großen Brennholzhaufen mit einer Puppe gekrönt, die dann in den Flammen des entzündeten Haufens verbrennt. Worum geht es da? Ist das wirklich ein uralter heidnischer Brauch, wie es in Texten der Tourismusverbände und der regionalen Zeitungen oft heißt? Ask und Embla haben sich schlaugemacht:

Auf der Hallig Hooge wird die Biike bei Landsend aufgebaut (oder heißt es “an Landsend?), direkt am Meeresrand. Das liegt ganz schön entlegen, und die Schafe werden die für diese Jahreszeit ungewohnte Betriebsamkeit der Vorbereitungen sicher erstaunt zur Kenntnis genommen haben.

Der Brennholzhaufen ist beeindruckend hoch, vor allem wenn man bedenkt, dass es auf dieser Hallig kaum Bäume gibt. Früher wurden auf den Halligen die Öfen mit getrocknetem Dung, sogenannten ‘Ditten’ befeuert, und dann kann natürlich auch noch Treibholz zum Heizen verwendet werden. Aber soviel Holz treibt gar nicht an. Hatten die Leute damals gegen Ende des Winters überhaupt noch etwas für den Aufbau eines Großfeuers übrig? Das erscheint nicht sehr wahrscheinlich. Angeblich bestand das Biikefeuer ja auch mal aus einer Tonne auf einer Stange, die mit Stroh und Teer befüllt war und deren Flammen in der Dunkelheit Zeichen setzten. Das klingt schon wahrscheinlicher, wenn wir uns die alten Biikefeiern in einer Zeit vorstellen, in der Heizmaterial nicht mit dem LKW oder durch die Leitung geliefert wird. Aber wem galten die Zeichen?

In einigen Texten, die zur Biike auffindbar sind, heißt es, dass “schon in den ältesten Schriftquellen dieser Region” das Biikebrennen als “urheidnische Praxis” erwähnt wird. Hm, Ask und Embla haben bisher gedacht, dass die ältesten Schriftquellen dieser Region die alten Kirchbücher sind, und diese vermerkten die Geburts-, Tauf-, Hochzeits- und Sterbedaten der Menschen. So war das, bis dann die weltlichen Standesämter erfunden wurden. Die Biike sei “ein Opferfeuer für das Gedeihen der neuen Saat” gewesen? Also zumindest auf Hooge war Ackerbau nicht der Dreh- und Angelpunkt der Tätigkeiten, die den Menschen früher das Überleben sicherten und für deren Gelingen möglicherweise verantwortlichen Göttern geopfert wurde. Das Meer war dazu höchstwahrscheinlich wichtiger. Und die Schriftquellen aus Asks und Emblas heidnischer Zeit schweigen sich über große Opferfeuer oder dergleichen sowieso aus. Dann gibt es ja noch die Erklärung, dass “mit den Feuern früher die Walfänger verabschiedet wurden”. Zu all diesen Theorien hat allerdings MartinM schon so viel zusammengetragen, dass wir auf seinen Artikel verweisen.

Das Heidentheater stellte somit fest: Nix genaues weiß man nicht. Aber als es den vertrauenswürdigen Bericht von der Hooger Biike 2011 hört, wird das Bild um die Biike deutlicher!

  • Es sei gaaaanz wichtig, dass die Winterpuppe in Flammen aufgeht, damit der Winter endet. (Hat der Feuerwehrmann gesagt, der auch für das Anzünden der Biike zuständig war.) Das ist passiert, und promt wurde daraufhin die Wetterlage frühlingshafter, nachdem sich zuvor sogar wieder Eisschollen auf der Nordsee gebildet hatten. Damit ist wohl mal wieder deutlich geworden, wie eng die Beziehungen zwischen Menschen und Puppen sind, jawoll!
  • Egal seit wann es die großen Holzhaufen zur Biike gibt, sie sind einfach klasse! Ohne den großen Feuerberg wären die kälteerprobten Berichterstatter sicherlich erfroren, denn -7° können bei Wind direkt am Meer verflixt eisig sein! Das war früher wohl auch schon so. (Das deutet Tante Ilse an, die über 90 ist und auf der Hallig lebt. Sie berichtet, dass sie früher selten zur Biike gegangen ist, weil es ja immer so kalt sei um diese Jahreszeit.) Also für wen auch immer – große Feuer machen wärmer!
  • Und was mögliche Opfergaben betrifft: Gegen Spende konnte man sich mit Punsch und Glühwein von Innen wärmen. Die Spenden gehen ganz pragmatisch und völlig unheidnisch an die Hooger Kirchengemeinde;-)

9. September 2010

Ein Marktrundgang in Lütjenburg

Kategorie: Unterwegs auf Zeitreise — Martje @ 16:35

“Die Ernte ist eingefahren, es war ein gutes Jahr! Und Frieden herrscht zur Zeit auch im Lande! Nach der harten Arbeit von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang bei der Ernte sind nunmehr Fröhlichkeit und Feiern, Musik und Tanz für den Grafen, das Gesinde und natürlich auch die Gäste angesagt. Dies ist ein Fest für jedermann, alle sind willkommen!”

Das Heidentheater ist der Einladung des Grafen Eberhard von Bodendiek zum “Lütjenburger Aufbruch” wieder gern gefolgt! Die Wiese unterhalb der Turmhügelburg hat sich einmal wieder in eine große Markt- und Lagerfläche verwandelt. Die beiden Wikinger vom Heidentheater erwarten interessante Begegnungen, denn die Ritterzelte und das Leben in Wagrien im 13. Jahrhundert versprechen eine bunte Zeitreise! Während Embla pfiffigerweise bei Fladenbrot und Süßkram das Problem ihres rutschenden Gürtels lösen will, macht Ask einen gründlichen Marktrundgang…

Ah, die Holzschwert-Schmiede – äh – Schnitzerei ist auch dabei. Als Ask ein kleiner Junge war, hatte er natürlich auch ein Holzschwert. Damals geschah der Unfall mit seiner Nase – aber lassen wir diese peinliche Geschichte!

Trotzdem kann Ask der Versuchung nicht widerstehen und schaut bei dem Schmied vorbei, bei dem es letztes Jahr ein für Embla passendes Messer gab. Und was sieht er da? Ein Schwert, passend für seine Größe! Mit damaszierter Klinge und wikingerzeitlichem Knauf! Ask stellt sich vor, dass so eine wunderschöne Arbeit in einigen Jahrhunderten bestimmt im Museum ausgestellt sein wird! Er merkt sich den Namen des Schmiedes und schlendert, um einen Wunsch reicher, weiter über den Markt.

Bei den Middeloller Landslüüd begrüßt Ask seine Freunde, die wie immer vor dem Zelt sitzen. Sie erzählen ihm, dass sie jetzt eine Lösung dafür haben, dass alle Leute sie immer angrabbeln wollen. Ask kennt dieses Problem aus leidvoller Erfahrung nur zu gut!

Hier die Lösung: Eine abschreckende Warnung an alle, die übergriffig werden wollen!  (Beim Anklicken des Bildes wird die Tafel mit der Aufschrift vergrößert. Nur die Tafel. Diese Seiten gucken ja auch Kinder an, und es soll doch kein Heidentheater durch blutrünstige Bilder geben!) Nun fragt man sich, wer von den liebenswerten Landslüüd denn fähig ist, diese Drohung umzusetzen. Vielleicht ist dieser Drache auf dem Tisch dort für die Grabscher zuständig? Momentan liegt er ganz entspannt da, aber seinem wachen Auge entgeht nichts… Ask hat einen Heidenrespekt vor ihm!
Vielleicht ging es den Wikingern früher auch so. Schließlich konnte selbst der starke Gott Thor die Midgardschlange, ein drachenähnliches Ungeheuer, nicht aus dem Meer herausangeln und besiegen. Liegt darin der Grund für all die Drachendarstellungen? Wollten die Wikinger in Schnitzerei und Schmuckgestaltung etwas von der Macht dieses riesengewaltigen Wesens auf sich übertragen?

Wenn Ask die Erklärung kennt, dann sagt er es uns nicht, ähnlich wie die Göttin Frigg, die viel weiß und nichts verrät. ;-) Weiter geht´s, und der Markt bietet einen Zeitsprung: Ask besucht das Lager der Hospitaliter im Jahr 1250.  Sammeln die sich gerade um einen christlichen Drachentöter? Nein, anscheinend ist mal wieder ein Wanderprediger angekommen, der alle Aufmerksamkeit auf sich zieht.

Ask geht zum Altar der Christen und besieht ihn sich ganz genau: Wie erwartet ist dort alles voller Kreuze, und auch Götterfiguren befinden sich auf dem Altar. Nur Bücher kann er nicht entdecken. Ist schon klar, so etwas Kostbares wie ein Buch findet sich nicht auf einem Altar im Freien, oder haben die Hospitaliter gar keins? Vielleicht liegt in der Burgkapelle ja eine dieser Bibeln? Reiche Christen haben so etwas manchmal.

Ask ist allerdings erstaunt über das Horn auf dem Altar. Findet sich der jahrtausende alte Hörnerkult auch im Christentum wieder? Ask hat ja schon viel mit Anhängern dieses neuen Glaubens zu tun gehabt und auch schon Hörner an sie verkauft. Nicht umsonst hat er als Amulett den isländischen Thorhammer, der er auch andersherum als Kreuz tragen kann, falls die Situation auf seinen Reisen einen Wende-Hammer erfordert.

Bei den Hospitalitern gibt es auch gleich einen unterhaltsamen Plausch mit Henrietta. Sie hat immer Verständnis für Menschen und Tiere ohne Füße. Wie es dazu kam, dass sie mit ihrem Korb voller Tiere auf Märkten unterwegs ist, kann hier inzwischen leider nicht mehr nachgelesen werden.

Plötzlich ertönt von der Burg her großer Lärm! Was geht da vor?

Unter viel Getöse versuchen gerade mal wieder ein paar Bagaluten, die Burg einzunehmen. Aber so eine Motte ist eine harte Nuss…

Ruhiger geht es dagegen gerade bei den Fri Nortmanni zu, bei denen Ask winkend vorbeischlendert. Er ist jetzt auf dem Weg zur Reitbahn.

Auf der Reitbahn der Turmhügelburg finden die Turniere statt, doch jetzt ist gerade Kinderreiten. Das Heidentheater hörte Besucher des Marktes, die sich viel später noch begeistert über die berittenen Bogenschützen unterhielten. Die bogenschießende Riesentochter Skadi ist eine Hauptperson der echten Wikinger-Geschichten des Heidentheaters, und es ist immer wieder erstaunlich, wie diese merkwürdige Überlieferung von den Kindern angenommen wird. Dabei kommt darin das größte Glück der Erde gar nicht vor!

Eine andere ihrer Geschichten handelt vom Schmieden des Thorhammers. Dass zum Schmieden ZWEI Hände nötig sind, zeigt Norbert der Schmied von der Norrvarg-Sippe hier gerade deutlich! Doch der kräftige Takt, den Ask jetzt vernimmt, stammt nicht von seinen Hammerschlägen…

…sondern von der Bühne! Unterhalb der Burgmotte spielen dort jetzt wieder Musiker auf. Zu den Klängen der “Schattenweber” ist der berühmte Herr im Kilt mal wieder am Wirbeln und zeigt, indem er sein Tanzbein schwingt, was Schotten so drunter – ähhh – drauf haben…

Ask ist zwar fasziniert, aber er flitzt schnell los, um Embla zu holen, denn die beiden Tanzen ja selbst so gern. Vielleicht spielen auch die “Seitenwanderer” noch einmal?

Es gab beim Lütjenburger Aufbruch viele Sehens- und Hörenswürdigkeiten und neben den Tanzdarbietungen der Bommelfrauen auch die Möglichkeit, selbst einen neuen Tanz zu lernen. Die wilden Drehungen haben Ask und Embla gemeistert, ohne sich dabei auf die Füße zu treten! Vielleicht findet sich noch ein Foto, auf dem Embla und Ask zusammen beim Tanzen zu sehen sind? Das Heidentheater würde sich darüber sehr freuen!

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