9. September 2010

Ein Marktrundgang in Lütjenburg

Kategorie: Unterwegs auf Zeitreise — Martje @ 16:35

“Die Ernte ist eingefahren, es war ein gutes Jahr! Und Frieden herrscht zur Zeit auch im Lande! Nach der harten Arbeit von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang bei der Ernte sind nunmehr Fröhlichkeit und Feiern, Musik und Tanz für den Grafen, das Gesinde und natürlich auch die Gäste angesagt. Dies ist ein Fest für jedermann, alle sind willkommen!”

Das Heidentheater ist der Einladung des Grafen Eberhard von Bodendiek zum “Lütjenburger Aufbruch” wieder gern gefolgt! Die Wiese unterhalb der Turmhügelburg hat sich einmal wieder in eine große Markt- und Lagerfläche verwandelt. Die beiden Wikinger vom Heidentheater erwarten interessante Begegnungen, denn die Ritterzelte und das Leben in Wagrien im 13. Jahrhundert versprechen eine bunte Zeitreise! Während Embla pfiffigerweise bei Fladenbrot und Süßkram das Problem ihres rutschenden Gürtels lösen will, macht Ask einen gründlichen Marktrundgang…

Ah, die Holzschwert-Schmiede – äh – Schnitzerei ist auch dabei. Als Ask ein kleiner Junge war, hatte er natürlich auch ein Holzschwert. Damals geschah der Unfall mit seiner Nase – aber lassen wir diese peinliche Geschichte!

Trotzdem kann Ask der Versuchung nicht widerstehen und schaut bei dem Schmied vorbei, bei dem es letztes Jahr ein für Embla passendes Messer gab. Und was sieht er da? Ein Schwert, passend für seine Größe! Mit damaszierter Klinge und wikingerzeitlichem Knauf! Ask stellt sich vor, dass so eine wunderschöne Arbeit in einigen Jahrhunderten bestimmt im Museum ausgestellt sein wird! Er merkt sich den Namen des Schmiedes und schlendert, um einen Wunsch reicher, weiter über den Markt.

Bei den Middeloller Landslüüd begrüßt Ask seine Freunde, die wie immer vor dem Zelt sitzen. Sie erzählen ihm, dass sie jetzt eine Lösung dafür haben, dass alle Leute sie immer angrabbeln wollen. Ask kennt dieses Problem aus leidvoller Erfahrung nur zu gut!

Hier die Lösung: Eine abschreckende Warnung an alle, die übergriffig werden wollen!  (Beim Anklicken des Bildes wird die Tafel mit der Aufschrift vergrößert. Nur die Tafel. Diese Seiten gucken ja auch Kinder an, und es soll doch kein Heidentheater durch blutrünstige Bilder geben!) Nun fragt man sich, wer von den liebenswerten Landslüüd denn fähig ist, diese Drohung umzusetzen. Vielleicht ist dieser Drache auf dem Tisch dort für die Grabscher zuständig? Momentan liegt er ganz entspannt da, aber seinem wachen Auge entgeht nichts… Ask hat einen Heidenrespekt vor ihm!
Vielleicht ging es den Wikingern früher auch so. Schließlich konnte selbst der starke Gott Thor die Midgardschlange, ein drachenähnliches Ungeheuer, nicht aus dem Meer herausangeln und besiegen. Liegt darin der Grund für all die Drachendarstellungen? Wollten die Wikinger in Schnitzerei und Schmuckgestaltung etwas von der Macht dieses riesengewaltigen Wesens auf sich übertragen?

Wenn Ask die Erklärung kennt, dann sagt er es uns nicht, ähnlich wie die Göttin Frigg, die viel weiß und nichts verrät. ;-) Weiter geht´s, und der Markt bietet einen Zeitsprung: Ask besucht das Lager der Hospitaliter im Jahr 1250.  Sammeln die sich gerade um einen christlichen Drachentöter? Nein, anscheinend ist mal wieder ein Wanderprediger angekommen, der alle Aufmerksamkeit auf sich zieht.

Ask geht zum Altar der Christen und besieht ihn sich ganz genau: Wie erwartet ist dort alles voller Kreuze, und auch Götterfiguren befinden sich auf dem Altar. Nur Bücher kann er nicht entdecken. Ist schon klar, so etwas Kostbares wie ein Buch findet sich nicht auf einem Altar im Freien, oder haben die Hospitaliter gar keins? Vielleicht liegt in der Burgkapelle ja eine dieser Bibeln? Reiche Christen haben so etwas manchmal.

Ask ist allerdings erstaunt über das Horn auf dem Altar. Findet sich der jahrtausende alte Hörnerkult auch im Christentum wieder? Ask hat ja schon viel mit Anhängern dieses neuen Glaubens zu tun gehabt und auch schon Hörner an sie verkauft. Nicht umsonst hat er als Amulett den isländischen Thorhammer, der er auch andersherum als Kreuz tragen kann, falls die Situation auf seinen Reisen einen Wende-Hammer erfordert.

Bei den Hospitalitern gibt es auch gleich einen unterhaltsamen Plausch mit Henrietta. Sie hat immer Verständnis für Menschen und Tiere ohne Füße. Wie es dazu kam, dass sie mit ihrem Korb voller Tiere auf Märkten unterwegs ist, kann hier inzwischen leider nicht mehr nachgelesen werden.

Plötzlich ertönt von der Burg her großer Lärm! Was geht da vor?

Unter viel Getöse versuchen gerade mal wieder ein paar Bagaluten, die Burg einzunehmen. Aber so eine Motte ist eine harte Nuss…

Ruhiger geht es dagegen gerade bei den Fri Nortmanni zu, bei denen Ask winkend vorbeischlendert. Er ist jetzt auf dem Weg zur Reitbahn.

Auf der Reitbahn der Turmhügelburg finden die Turniere statt, doch jetzt ist gerade Kinderreiten. Das Heidentheater hörte Besucher des Marktes, die sich viel später noch begeistert über die berittenen Bogenschützen unterhielten. Die bogenschießende Riesentochter Skadi ist eine Hauptperson der echten Wikinger-Geschichten des Heidentheaters, und es ist immer wieder erstaunlich, wie diese merkwürdige Überlieferung von den Kindern angenommen wird. Dabei kommt darin das größte Glück der Erde gar nicht vor!

Eine andere ihrer Geschichten handelt vom Schmieden des Thorhammers. Dass zum Schmieden ZWEI Hände nötig sind, zeigt Norbert der Schmied von der Norrvarg-Sippe hier gerade deutlich! Doch der kräftige Takt, den Ask jetzt vernimmt, stammt nicht von seinen Hammerschlägen…

…sondern von der Bühne! Unterhalb der Burgmotte spielen dort jetzt wieder Musiker auf. Zu den Klängen der “Schattenweber” ist der berühmte Herr im Kilt mal wieder am Wirbeln und zeigt, indem er sein Tanzbein schwingt, was Schotten so drunter – ähhh – drauf haben…

Ask ist zwar fasziniert, aber er flitzt schnell los, um Embla zu holen, denn die beiden Tanzen ja selbst so gern. Vielleicht spielen auch die “Seitenwanderer” noch einmal?

Es gab beim Lütjenburger Aufbruch viele Sehens- und Hörenswürdigkeiten und neben den Tanzdarbietungen der Bommelfrauen auch die Möglichkeit, selbst einen neuen Tanz zu lernen. Die wilden Drehungen haben Ask und Embla gemeistert, ohne sich dabei auf die Füße zu treten! Vielleicht findet sich noch ein Foto, auf dem Embla und Ask zusammen beim Tanzen zu sehen sind? Das Heidentheater würde sich darüber sehr freuen!

20. Juli 2010

Die Fährtaufe bei Brobergen an der Oste

Kategorie: Unterwegs auf Zeitreise — Martje @ 13:46

Das Heidentheater reiste neulich mit Neunholz und dem blauen Ochsenkarren nach Süden. Naja, etwas nach Süden, nämlich über die Elbe. Dort fuhren sie noch eine Weile und am Ende dieses Weges…

…endete die Straße. Dort war nämlich ein Deich. Dahinter fließt die Oste.

Deiche erkennt man manchmal an den Schafen, die auf ihm herumstehen.

Es stand aber noch jemand dort am Deich: ein Roland.

Neben dem Roland befindet sich eine Klingel. Wenn heute jemand die Oste überqueren will, wird mit dieser Klingel die historische Pramfähre gerufen.

Neulich war es an der Fähre rappelvoll, weil dort ein Ereignis gefeiert wurde: Die Fähre wurde getauft! Embla hat sich das alles mal genauer angeschaut.

Seit 1838 ist an dieser Stelle eine Fährverbindung belegt, und heute fährt die kleine Fähre, die auch schon eine lange Geschichte hat, dank des Fähr- und Geschichtsvereins Brobergen.

Früher war an dieser Stelle eine Burg, von der aus die Überquerungen bewacht wurden. Bei Ausgrabungen wurden auch Teile gefunden, die eine Zugbrücke vermuten lassen! Embla ist ja eine erfahrene Zeitreisende und kann sich die Vergangenheit lebhaft vorstellen…

Von der Burg ist heute nicht mehr viel zu erkennen, doch ihr Standort ist durch die archäologischen Untersuchungen bekannt. In der Gegenwart wurde die Fährtaufe jedenfalls mit einem bunten Mittelaltermarkt genau auf dem Platz der alten Burg gefeiert, wobei es viel Spaß gab und nette Menschen zusammentrafen!

Am Ende des Sonntages hatte der blaue Ochsenkarren von Neunholz wieder genug Platz auf der kleinen Fähre, und das Heidentheater fuhr voll von schönen Eindrücken nach Hause.

15. Juni 2010

Das Burgfest in Neustadt-Glewe

Kategorie: Unterwegs auf Zeitreise — Martje @ 14:09

Das Heidentheater war dieses Jahr beim Burgfest dabei. Nach einer kurzen Überlegung wurde entschieden, die Fahrt dorthin mit dem Ochsenkarren zu machen, da Neustadt-Glewe zwar einen Hafen hat, aber dessen Anbindung an die Schlei nicht besonders gut ist. Dennoch hatten sich dort viele Wikinger eingefunden. Die meisten hatten nur ein großes Ziel: Ruhm und Ehre auf dem Schlachtfeld zu erringen! Die Teilnahme am Huscarl-Turnier von Neustadt-Glewe ist schließlich einer der Höhepunkte im Jahr eines Kriegers.

Von der Schlacht hat Ask kommentierte Fotos bei Facebook hochgeladen, die können hier angeguckt werden. Da er ja keinen Helm hat, kann er von den Möglichkeiten einer Berichterstattung mit einer Helmkamera nur träumen.

Es gab dort aber auch vieles andere zu erleben: buntes Markttreiben auf Burghof und Festwiese, ein Wikingerschiff, das den Weg in besagten Hafen doch irgendwie gefunden hatte, ein inzwischen auf Stadtgröße angewachsenes frühmittelalterliches Zeltlager, mittelalterlichen Tanz, den Burgadel, Gaukelei, ein riesiges Heer von auf dem Kampfplatz fleißig übenden Kinderrittern, viele Klänge von etlichen Musikern, eine große Feuershow und noch mehr. Das mutigste Kind war sicherlich das in dem quitschegelben Drachenkostüm! Aber vielleicht hoffte es, dass der große Drache mit seinem Reiter ihm zur Hilfe kommen würde, falls die Übermacht der Klein-Ritter auf dumme Gedanken kämen…

Ask und Embla hatten viele Begegnungen mit kleinen und großen Kindern, mit denen sie über die modernen Erfindungen sprachen. Bei den Wikingern gibt es so etwas wie Kinderkarren und Autos noch nicht. (Sind das nicht doch Ochsenkarren mit unsichtbaren Ochsen?) Die Gruppe von Jugendlichen, die Ask und Embla noch einmal tanzen sehen wollten, suchte dafür sogar in ihren Sprechkästchen nach tanzbarer Musik!

Bei diesen Gesprächen musste allerdings immer wieder klargestellt werden, dass weder Ask noch Embla eine rote Mütze tragen und “Tritratrullala” singen! Schließlich ist auch der Kasper bei den Wikingern noch nicht erfunden. Dass die Wikinger trotzdem Spannendes zu erzählen haben, bewiesen die beiden vom Heidentheater mit ihren echten Wikingergeschichten!

Das Heidentheater hatte auch die Gelegenheit, den Kollegen mit dem Kasper zu lauschen. Dabei kam es zu der beruhigenden Erkenntnis, dass ihre eigenen Geschichten von Göttern, Riesen, Menschen und Zwergen im pädagogischen Kern auch nicht finsterer sind als die, die der Kasper erzählt. Immerhin hat die tragisch beginnende Geschichte von Skadi und Njörd, die in der Mitte lustig und dann wieder sehr ernst wird, gleich zwei gute Enden! Na denn auf zum nächsten Markt!

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