In Nordfriesland werden regelmäßig am 21. Februar zur Biike großen Brennholzhaufen mit einer Puppe gekrönt, die dann in den Flammen des entzündeten Haufens verbrennt. Worum geht es da? Ist das wirklich ein uralter heidnischer Brauch, wie es in Texten der Tourismusverbände und der regionalen Zeitungen oft heißt? Ask und Embla haben sich schlaugemacht:
Auf der Hallig Hooge wird die Biike bei Landsend aufgebaut (oder heißt es “an Landsend?), direkt am Meeresrand. Das liegt ganz schön entlegen, und die Schafe werden die für diese Jahreszeit ungewohnte Betriebsamkeit der Vorbereitungen sicher erstaunt zur Kenntnis genommen haben.
Der Brennholzhaufen ist beeindruckend hoch, vor allem wenn man bedenkt, dass es auf dieser Hallig kaum Bäume gibt. Früher wurden auf den Halligen die Öfen mit getrocknetem Dung, sogenannten ‘Ditten’ befeuert, und dann kann natürlich auch noch Treibholz zum Heizen verwendet werden. Aber soviel Holz treibt gar nicht an. Hatten die Leute damals gegen Ende des Winters überhaupt noch etwas für den Aufbau eines Großfeuers übrig? Das erscheint nicht sehr wahrscheinlich. Angeblich bestand das Biikefeuer ja auch mal aus einer Tonne auf einer Stange, die mit Stroh und Teer befüllt war und deren Flammen in der Dunkelheit Zeichen setzten. Das klingt schon wahrscheinlicher, wenn wir uns die alten Biikefeiern in einer Zeit vorstellen, in der Heizmaterial nicht mit dem LKW oder durch die Leitung geliefert wird. Aber wem galten die Zeichen?
In einigen Texten, die zur Biike auffindbar sind, heißt es, dass “schon in den ältesten Schriftquellen dieser Region” das Biikebrennen als “urheidnische Praxis” erwähnt wird. Hm, Ask und Embla haben bisher gedacht, dass die ältesten Schriftquellen dieser Region die alten Kirchbücher sind, und diese vermerkten die Geburts-, Tauf-, Hochzeits- und Sterbedaten der Menschen. So war das, bis dann die weltlichen Standesämter erfunden wurden. Die Biike sei “ein Opferfeuer für das Gedeihen der neuen Saat” gewesen? Also zumindest auf Hooge war Ackerbau nicht der Dreh- und Angelpunkt der Tätigkeiten, die den Menschen früher das Überleben sicherten und für deren Gelingen möglicherweise verantwortlichen Göttern geopfert wurde. Das Meer war dazu höchstwahrscheinlich wichtiger. Und die Schriftquellen aus Asks und Emblas heidnischer Zeit schweigen sich über große Opferfeuer oder dergleichen sowieso aus. Dann gibt es ja noch die Erklärung, dass “mit den Feuern früher die Walfänger verabschiedet wurden”. Zu all diesen Theorien hat allerdings MartinM schon so viel zusammengetragen, dass wir auf seinen Artikel verweisen.
Das Heidentheater stellte somit fest: Nix genaues weiß man nicht. Aber als es den vertrauenswürdigen Bericht von der Hooger Biike 2011 hört, wird das Bild um die Biike deutlicher!
- Es sei gaaaanz wichtig, dass die Winterpuppe in Flammen aufgeht, damit der Winter endet. (Hat der Feuerwehrmann gesagt, der auch für das Anzünden der Biike zuständig war.) Das ist passiert, und promt wurde daraufhin die Wetterlage frühlingshafter, nachdem sich zuvor sogar wieder Eisschollen auf der Nordsee gebildet hatten. Damit ist wohl mal wieder deutlich geworden, wie eng die Beziehungen zwischen Menschen und Puppen sind, jawoll!
- Egal seit wann es die großen Holzhaufen zur Biike gibt, sie sind einfach klasse! Ohne den großen Feuerberg wären die kälteerprobten Berichterstatter sicherlich erfroren, denn -7° können bei Wind direkt am Meer verflixt eisig sein! Das war früher wohl auch schon so. (Das deutet Tante Ilse an, die über 90 ist und auf der Hallig lebt. Sie berichtet, dass sie früher selten zur Biike gegangen ist, weil es ja immer so kalt sei um diese Jahreszeit.) Also für wen auch immer – große Feuer machen wärmer!
- Und was mögliche Opfergaben betrifft: Gegen Spende konnte man sich mit Punsch und Glühwein von Innen wärmen. Die Spenden gehen ganz pragmatisch und völlig unheidnisch an die Hooger Kirchengemeinde…