20. Juli 2010

Bei den Stickerinnen von Lindholm Høje

Kategorie: Unterwegs auf Zeitreise — Martje @ 21:51

Ask und Embla waren vor kurzem in Lindholm Høje auf einem Wikingermarkt. Die beiden waren vorher noch nie in Dänemark, und so war alles sehr aufregend für sie! Das Willkommen dort war äußerst herzlich und die beiden fanden schnell Freunde. Vom Schmied bekamen sie einen wunderschönen Thorhammer geschenkt, als sie mit nur sehr wenig Dänisch und etwas Englisch die Geschichte erzählten, wie der Hammer des Thor von den Zwergen geschmiedet wurde.

Während Ask noch etwas mit dem Schmied fachsimpelte, schaute Embla in die große Jurte hinein. In diesem Rundzelt, das alle auf dem Martkt “Valhal” nannten, saßen die Stickerinnen.

Embla bei den Stickerinnen

Seit vielen Jahren sind sie dabei, den Teppich von Bayeux nachzusticken. Die Teile, die schon fertig sind, hängen an den Wänden zum Betrachten aus. Da die Frauen die Motive auf lange Stoffbahnen sticken, liegt ein Teil der Arbeit aufgerollt auf den Tischen. Klar, dass in dieses Zelt niemand mit Getränken oder Speisen hinein darf! Fragen von Besuchern werden geduldig beantwortet, und mehrmals täglich gibt es Vorträge zu den Bildern und zur Arbeit.

Stickerinnen bei der Arbeit

Embla sucht gleich nach ihr bekannten Szenen wie beispielsweise die Abbildung des Gelages mit den Trinkhörnern- und findet überraschend äußerst pikante Darstellungen! Was macht der Nackidei denn dort neben dem irminsulartigen Ding?

Bild mit Gelageabbildung Embla betrachtet eine Abbildung genauer

Vorzeichnungen auf dem SticktuchDie Stickerinnen, die auf den Tischen vor sich Bücher mit Fotos des Original-Teppichs haben und jeden Stich mit diesen Abbildungen abgleichen, erzählen: Schon einmal wurde der Teppich nachgestickt, allerdings in einer recht prüden Zeit. Die Abbildungen der Nackideis sind im Original tatsächlich vorhanden. Bei der Nachstickerei damals hätten diese Figuren – schwuppdiwupps – Kleidung übergestickt bekommen, denn damals im Viktorianischen Zeitalter war diesbezüglich Schluss mit der Originaltreue…

Historiker berufen sich immer wieder auf diese Bilder, die die Eroberung Englands mit der Schlacht von Hastings darstellen, denn sie zeigen viele Einzelheiten aus dem Leben dieser Zeit. So werden Gebäude, Schiffe, Ausrüstungsgegenstände und Werkzeuge, Schwerter und Axtformen sowie Gebräuche auf diese Abbildungen zurückgeführt.

Unter und über den “erzählenden” Bildern sind viele kleine Details zu sehen. Embla gefällt der Streifen mit Motiven über Feldarbeit mit Pflügen, Säen, Eggen und Saatbewachung. Dieser wichtige und wohl auch den vanischen Göttern zugeordnete Aspekt findet auf mittelalterlichen Veranstaltungen, die das Heidentheater durch seine Zeitreisen kennt, zwischen Kampfschau und Handwerkskunst kaum Beachtung.

Feldarbeit

Was gibt es an den Rändern nicht alles für Tiere zu entdecken! Hier sind zwei Vögel ganz artig und wollen mal Wappentier werden, wogegen die beiden Vierfüßler anscheinend eine Karriere als verschlungene Greiftiermotive bei den Wikingern anstreben…

Stickmotiv Tiere

Hm, wenn der Teppich von Bayeux als historischer Beleg gilt, dann war die Fabel vom Fuchs und dem Raben (dieses Mal als dummes Tier) und das Erscheinungsbild von Trampeltieren anscheinend damals schon in der Normandie verbreitet.

Stickmotiv Fuchs und Vogel Stickmotiv Trampeltier

Stickmotiv Höhle voll mit TierenUnd worum geht es hier links wohl? Eine tierische Party mit der Höhle voll von Gästen oder der Albtraum bei der Suche nach Winterschlafplätzen?

Dagegen ist das hier unten doch der Traum einer jeden Reiterin (und es gab viele davon in Lindholm Høje):

Stickmotiv Pferdefrauen

Als Embla die Jurte mit den Stickerinnen wieder verlässt, findet sie Ask bei neuen Freunden ein paar Zelte weiter wieder. Endlich mal ein paar Wikinger, die von der Größe her zu Ask und Embla passen! Da sind die Sprachschwierigkeiten schnell vergessen…

kleine Wikingerpuppen neben Ask und Embla

Nachtrag: 2014 wurde der letzte Stich gemacht, nach 14,5 Jahren ist der Teppich fertig! Er ist in Børglum Kloster in Nordjütland zu besichtigen. Die Stickerinnen haben inzwischen eine eigene Seite über die dänische Kopie dieses Teppichs, auch in deutscher Übersetzung:
http://www.bayeuxtapetet.dk/tysk/

23. April 2010

Zwerge und Wesen aus fremden Welten

Ask und Embla sind wohlbehalten wieder zuhause angekommen. Sie waren gerade in Köln auf Zeitreise. Dort fand eine Veranstaltung statt, zu der sich ganz viele verschiedene Wesen trafen, und einige von diesen waren den beiden vom Heidentheater gänzlich unbekannt. Auch ihr umfangreiches Wissen um die alten Geschichten und auch die Erfahrungen der bisherigen Zeitreisen konnten ihnen nicht immer Erklärungen für all das Sonderbare liefern, was sie dort zu sehen bekamen. Es waren dort wirklich seltsame Gestalten unterwegs, die aus Welten stammten, die Ask und Embla nicht bekannt sind. Und sie kennen immerhin neun Welten!

zwei dunkle gestalten und piraten

ein schwarzer zwei weisse

Bei diesen vielen Begegnungen haben Embla und Ask eine Menge dazugelernt, doch wollen auch neue Fragen beantwortet sein: Ist ein Holodeck Teil der neun Welten? Welche der neun Welten kannte dieser runenkundige Tolkien und wie war seine Beziehung zu Odin? Welches Futhark wird auf Mittelerde benutzt? Ist bei der Unterscheidung zwischen Trollen, Riesen und Orks beziehungsweise Elfen, Elben und Alben mehr auf äußerliche Merkmale oder auf linguistische Fragestellungen zu achten?

Welche Freude, als plötzlich ein Zwerg auftauchte! Zwerge sind den beiden vom Heidentheater vertraut, denn sie übernehmen beim Erzählen ihrer Geschichten ja manchmal selbst Zwergenrollen. Auch dieser Zwerg war wie viele dieser teilweise gutbewaffneten Gestalten wohlgerüstet, und so zeigten Ask und Embla erst einmal ihre offiziellen Aussteller-Ausweise, um Missverständnissen vorzubeugen.

ein zwerg kontrolliert den ausweis der handpuppe ask

Vor lauter Aufregung haben Ask und Embla vergessen, den Zwerg nach seinem Namen zu fragen! Ebenso haben sie es verpasst, sich bei ihm nach dem Motiv seiner Gürtelschließe zu erkundigen. Auf dem Foto sieht es aus wie ein Amboss zum Schmieden, was ja hervorragend zu der Geschichte der Entstehung von Thors Hammer passen würde!

Die Veranstaltung in Köln war eine gute Gelegenheit, Vorurteile zu beseitigen: Die beiden folgenden Foto widerlegen die Behauptungen, dass Zwerge zuviel Bart zum Küssen hätten und das Larp-Leute nur Plastikzeugs verwenden würden!

zwei zwerge kuessen sich handpuppe ask bewundert eine ruestung aus kronkorken

Das Heidentheater hatte jedenfalls einen Heidenspaß und wird sich noch lange an den Besuch in Köln beim RPC erinnern!

27. März 2010

Heidentheater im Wikingermuseum Haithabu

Kategorie: Museumspädagogik — Martje @ 23:37

Das Heidentheater konnte heute durch eine Zeitreise bei der Neueröffnung des Wikingermuseums dabeisein! Den ganzen Winter haben sie sich darauf gefreut, und nun war es soweit: Nach monatelanger Umbauzeit ist die Dauerausstellung des Museums jetzt völlig umgestaltet und trotz des langen Winters fertig geworden.

Nachdem die Hausherrin und viele Jarle feierliche Reden gehalten haben, können Ask und Embla ihrer Neugier freien Lauf lassen und drängen in die Ausstellungshallen. Und da – gleich zu Beginn ein großer Zeitreisenzauber, der Ask auf der Stelle  seekrank werden lässt! (Wie einige wissen, ist er peinlicherweise nicht ganz seefest…) Aber erlebt es lieber selbst, wie dort das Meer in die Halle geholt wird.

Als nächstes freuen die beiden sich an einem Ochsenkarren, der von der Größe her wie geschaffen für Ask und Embla ist. Viele ihrer Reisen machen die beiden ja per Ochsenkarren, auch wenn die meisten Menschen aus der Zukunft ja immer nur an die flotten Boote der Wikinger denken. Dabei gibt es hier doch noch so viel anderes zu entdecken!

Ochsenkarren

Bei den Exponaten in den nächsten Hallen suchen sie gleich nach neuen und auch nach vertrauten Funden. So findet Ask gleich den Hammer, den er in Zeiten wie seinen für eine gute Möglichkeit hält, um auch den kultisch ungebundenen Käufern schöne Amulette anbieten zu können: Der Thorshammer mit dem punzierten Christenkreuz.
Embla informiert sich gleich wieder über die aktuelle Fibelmode und den Trend bei Glasperlen, und beim Anblick der Kleeblattfibeln wird ihr Wunsch nach einer Bernsteinkette auf Platz zwei verschoben. Sie findet die Sachen so schön, mit denen würde sie sich glatt beerdigen lassen…

Ask vor Kreuzhammer Embla vor Perlenvitrine

Zu den neu entdeckten Dingen gehören eine Münze mit einer Walknut, aber nicht die ihnen schon bekannte mit dem Hirsch, und ein silbernes Amulett in Form eines Sitzes. Beim Anblick von einem Osterei wissen sie kurz nicht mehr ganz genau, auf welcher Zeitreise sie sich eigentlich befinden. Und dann stehen sie vor dem großen Runenzauber!

Embla vor Runenstein

Die Leute vom Museum haben einen Zauber, der Runensteine sprechen und Blitze verstummen und gehorsam sein lässt! Embla und Ask sind einfach hingerissen und genießen das Schauspiel, das die lautlose Blitze über dem Stein bilden. So einen Zauberstein hätten sie auch gern einmal, der ihre Taten so wunderbar den nach ihnen Kommenden verkündet!

Nun kommen sie in die Bootshalle. Der schöne Blick auf das Noor ist der alte, aber die Halle hat sich verändert. Auch dort findet sich Zauberei. Viele ihrer Bekannten bewegen sich hier als zweidimensionale Gestalt in eckigen Rahmen, einige standen schon in der vorigen Halle ganz platt in Glaskästen. Aber zeitgleich bewegen sich diese Bekannten unbeschadet neben ihnen durch die Hallen und wirken ganz normal. Es muss einer dieser Zeitreise-Zauber sein…

Bootshalle mit Blick auf das Noor Halle mit Vitrinen

In dieser Halle gefällt es Ask und Embla sehr. Sie haben das Gefühl, als könnten sie auf einen Tauchgang unter Wasser gehen, während oben auf dem Anlegesteg reges Treiben herrscht. Warum sie sich fest vornehmen, bei ihrem nächsten Aufenthalt am Hafen sehr vorsichtig mit ihren Sachen zu sein, werdet Ihr verstehen, wenn Ihr auch dort in der Bootshalle gewesen seid!

Zufrieden mit ihren Erlebnissen machen sich die beiden wieder auf den Weg nach Hause, denn es wird schon dunkel. Sie nehmen sich aber vor, sobald wie möglich wiederzukommen. Heute war es mit all den wichtigen Neuzeit-Jarlen und all den anderen viel zu aufregend, um alles aufzunehmen. Sie haben sich eins der neumodischen Bücher, die sie auf ihren Zeitreisen schätzen gelernt haben, für daheim mitgenommen. Mal gucken, ob sie von den Menschen aus der Zukunft noch etwas über sich lernen können…

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